Am 7. Juni 2018 fand das 1. KEF-Forum in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin statt. Es richtete sich vor allem an Ansprechpersonen zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung und Mitglieder bestehender KEFs.
Im Mittelpunkt des Workshops stand der Erfahrungsaustausch zu Hürden bei der Etablierung der KEFs, zu aufgekommenen Fragen bei der Beratung zu und Beurteilung von sicherheitsrelevanter Forschung, zur Vereinheitlichung von Verfahrensweisen für den Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung und zur Bewusstseinsbildung für die missbräuchliche Verwendung von Forschungsergebnissen und -methoden.
In der ersten Session stellten Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Kommissionen und Einrichtungen, die sich mit der Ethik sicherheitsrelevanter Forschung beschäftigen, praktische Erfahrungen und die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Siegfried Bien (Universität Marburg) erläuterte die Arbeit der Senatskommission „Forschung und Verantwortung“ und stellte die Beweggründe der Universität Marburg zur Einrichtung der Kommission dar. Jens Teifke (Friedrich-Löffler-Institut) erläuterte die Arbeitsweise des Biorisk-Ausschusses und die Fälle, mit denen sich dieser beschäftigt hatte, sowie dabei herangezogene Bewertungskriterien. Cornelia Reimoser (Fraunhofer Gesellschaft) referierte über den Umgang der Fraunhofer-Gesellschaft mit sicherheitsrelevanter Forschung. Neben schriftlicher und mündlicher Ethikberatung sei ein Ethikscanning in der Vorlaufforschung getestet worden und im Herbst 2018 werde eine Ad-hoc-Kommission eingerichtet. Petra Gehring (TU Darmstadt) berichtete vom praktischen Umsetzverfahren für die Zivilklausel an der TU Darmstadt und wie dieses vor Ort auf eine breite Akzeptanz stößt.
In der zweiten Session des Workshops diskutierten die Teilnehmenden in Gruppen, wie die KEFs drei konkrete, an sie herangetragene sicherheitsrelevante Forschungsvorhaben aus der Praxis erschließen und bewerten könnten. Als Fallbeispiele dienten die Herstellung synthetischer, infektiöser Pferdepockenviren, KI-Methoden für die Aufdeckung und Beseitigung von Softwareschwachstellen und Deep-Learning-Algorithmen zur Vorhersage der sexuellen Orientierung von Personen anhand von deren Portraitfotos. Während der Gruppenarbeiten zeigte sich, dass KEFs unterschiedliche Zugänge wählen können, um die Sicherheitsrelevanz von Forschungsprojekten zu beurteilen, und dass eine entsprechende Abwägung stets ein diskursiver Prozess sein muss.