2. KEF-Forum

2. KEF-Forum

Ziele des zweiten KEF-Forums waren die weitere Vernetzung und der Erfahrungsaustausch unter den Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung (KEFs). Dazu wurden konkrete sicherheitsrelevante Forschungsvorhaben, über die die KEFs inzwischen abschließend beraten hatten, und sich damit überschneidende Themenbereiche diskutiert.

Nach einer Führung entlang der Hochsicherheitsanlagen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems durch Thomas Mettenleiter gaben die Ausschussvorsitzenden eine Einführung in die Problematik sicherheitsrelevanter Forschung, rechtliche Rahmenbedingungen und die Arbeit des Gemeinsamen Ausschusses. Katarina Timofeev aus der DFG-Geschäftsstelle erläuterte entsprechende Förderungsrichtlinien und Vorgaben der DFG. So wurde im vergangenen Jahr beispielsweise ein Forschungsvorhaben beantragt, bei dem zur Abschätzung sicherheitsrelevanter Aspekte die örtlich zuständige KEF eingebunden wurde. Bei diesem Projekt aus dem Bereich Materialforschung sei aufgrund der Kooperation mit einer militärischen Forschungseinrichtung in China die zuständige KEF um eine Stellungnahme gebeten worden, die letztlich das Vorhaben mit Auflagen befürwortete. In der Diskussion wurde deutlich, dass in einigen Forschungsbereichen weiterhin wenig Bewusstsein über den möglichen Missbrauch von Ergebnissen und Methoden vorhanden ist, da im Studium und während der Qualifizierungsphase kaum ethische Fragen zur Sprache kommen.


Sabine Salloch als externer Gast und Jens Teifke als Vorsitzender des Biorisk-Ausschusses (BRA) des FLI, stellten die Arbeit des Ausschusses vor. So befasste sich der BRA mit ethischen Fragen rund um die synthetische Herstellung bestimmter Filoviren, die der höchsten Biosicherheitsstufe 4 zugeordnet wurden. Die zentrale Frage dabei war, ob man unbekannte Viren mit möglicherweise sehr hohem Gefährdungspotential, von denen bisher nur die Sequenz des Erbguts aus Geweben gestorbener Fledermäuse bekannt ist, für Forschungszwecke zum „Leben“ erwecken darf. Der BRA hat nach Abwägung sicherheitsrelevanter Bedenken beschlossen, dass ein solches unbekanntes Filovirus synthetisiert und untersucht werden darf, um mehr über die zahlreichen natürlich vorhanden Filovirusvarianten zu lernen. Vor der Veröffentlichung der Ergebnisse solle eine erneute ethische Prüfung erfolgen.


Ein Mitglied einer universitären KEF stellte den Beratungsvorgang zu zwei Forschungsvorhaben vor, die durch Unterstützung des US-Verteidigungsministeriums bzw. einer militärnahen Stiftung durchgeführt werden sollten. Beim erstgenannten Projekt wurde eine Veröffentlichungspflicht ausgesprochen, während das zweite Projekt nicht befürwortet wurde, da aufgrund verspäteten Vorlage keine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung mehr möglich gewesen sei.


Jörg Overmann vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen erläuterte die Aufgaben und Arbeitsweise der dortigen beiden Beauftragten für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung. Die Beauftragten führten Schulungen von Mitarbeitenden sowie GastwissenschaflerInnen durch und würden Aufträge bzw. Bestellungen überprüfen. Dieser aufwendige Prozess ließe sich nicht durch eine KEF bewerkstelligen, da häufig ad-hoc reagiert werden müsse. Dazu habe das DSMZ einen entsprechenden Code of Conduct entwickelt, der anschließend durch die Leibniz-Gemeinschaft übernommen wurde. Auch in der Leibniz-Gemeinschaft sei seit Februar 2019 eine Kommission für Ethik der Forschung etabliert, die bei übergeordneten sicherheitsrelevanten Fragestellungen, die eine regionale KEF nicht lösen könne, für alle Leibniz-Institute zuständig ist.


In der allgemeinen Diskussion am Ende des KEF-Forums wurde deutlich, dass die wachsende Zahl von Anträgen mit internationaler Perspektive die Einrichtungen vor neue Aufgaben und Probleme stellt. Hier sei die Befolgung des Außenwirtschaftsrechts gemäß den Bestimmungen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine große Herausforderung. In Zukunft würden Forschungseinrichtungen wohl flächendeckend Ausfuhrbeauftrage und Compliancestellen etablieren müssen. Zugleich müsse eine fachspezifische Methodik in der Lehre entwickelt werden. Zu letzterem befänden sich die Norduniversitäten bereits in einem regen Austausch.